Seit Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, bereitet die Talfahrt des Rubels vielen Russinnen und Russen grosse Sorgen. Damit sie ihr Vermögen sichern und sich vor den wesentlichen Sanktionen schützen können, versucht die Bevölkerung ihr Geld ins Ausland zu schaffen und fördert damit die Abwärtsspirale des Rubels weiter. Der Rubel hat seit dem Einmarsch einen Drittel seines Werts verloren. Durch das Einfrieren der nationalen Reserven hat das Land keine Möglichkeiten mehr, über diesen Hebel die eigene Währung zu retten und die eigene Wirtschaft zu unterstützen. Die wirtschaftliche Isolation vom Finanzsystem fordert ihren Tribut.
Der aktuelle Ukraine-Russland-Konflikt und die unsichtbare Zukunft könnte eine Abwendung von der traditionellen Weltwährung Dollar hin zur grössten und ältesten Kryptowährung, dem Bitcoin und anderen digitalen Assets auslösen.
Um zu verhindern, dass die Bevölkerung eine Kapitalflucht vornimmt, hat die russische Regierung Massnahmen vollzogen. Der einzige Ausweg, der sich den Russen erschliesst, um ihr Vermögen zu erhalten, ist die Flucht in Sachanlagen und Kryptowährungen.
Bitcoin könnte der sichere Hafen Russlands sein, um die ökonomischen Schmerzen und Leiden der Finanzsanktionen zu umgehen. Die Devisenreserven der russischen Zentralbank sind teilweise eingefroren. Doch nicht alle russische Währungsreserven sind auf ausländischen Konten deponiert. Ein beträchtlicher Teil liegt in Form von Geld physisch in russischen Tresoren. Doch durch Ausschlüsse russischer Gold- und Silberraffinerien durch die London Bullion Market Association wird auch hier Russlands Handlungsspielraum weiter reduziert.
Kryptowährungen positionieren sich als unpolitisches Geld
Durch die gewichtigen Sanktionen wird «Geld» attraktiv, das ausserhalb des Wirkungsbereichs von staatlicher Einflussnahme liegt. Die Unabhängigkeit vom traditionellen Finanzsystem und die Abwendung von ihrem Machtsystem ist auch der eigentliche Grund, wieso Bitcoin & Co geschaffen wurden. Der Ruf nach einem politisch neutralen Finanzsystem ist seit jeher vorhanden. Krypto-Währungen wollen diesem Ruf folgen und haben sich, durch die mathematische Gleichbehandlung aller Netzwerkteilnehmer, als unpolitisches Geld positioniert. Bitcoin wurde durch diese einmalige Kombination von Selbstbestimmung, Dezentralisation und Anonymität ein Hit.
Umgehungsstrategien folgen
Nachdem die gewichtigen wirtschaftlichen Sanktionen in einer nie dagewesenen Einigkeit gegen einen Einzelstaat verhängt wurden, ist es an der Zeit, dass sich die Beteiligten auf mögliche Umgehungsmöglichkeiten konzentrieren.
Die US-Regierung hat zur Erkennung der vielfältigen Umgehungsstrategien Warnsignale definiert. Nebst der Verwendung von Briefkastenfirmen, Mittelsmänner oder Verschleierungsversuche von Identitäten sowie Konten, die unerwartete Bewegungen aufweisen, wird auch auf Kryptowährungen eingegangen. Hierbei sollen z.B. die IP-Adressen überprüft werden und ein Augenmerk auf Krypto-Börsen und -Verwalter in Hochrisikoländern gelegt werden.
Die Befassung mit Umgehungsstrategien wirft bei den Nationalbanken weltweit die Frage auf, wie sie den Zugriff auf ihre eigenen Währungsreserven in Krisensituationen sicherstellen können.
Es könnte für Staaten attraktiv sein, vermehrt Bitcoin als Absicherung der eigenen Währung und Wirtschaft in die eigene Bilanz aufzunehmen. Diese Idee kann langfristig sogar zu einer beschleunigten «Entdollarisierung» sowie einer neuen digitalen Assets Ära führen, die sich vom traditionellen Finanzsystem und seiner Machtkonstellation distanziert.
Ihre Fragen zum Thema Kryptowährungen können Sie gerne auch unserem Fachreferenten Rino Borini während dem Powerevent Bitcoin & Co, am 10. Mai 2022 um 14:00 Uhr stellen.